TRANSDISZIPLINÄRES
ARBEITEN
An der Hochschule Niederrhein ist transdisziplinäre Lehre ein zentraler Bestandteil vieler Projekte und zentraler Ausgangspunkt im Kooperationsprojekt „Tabletop & Textile“.
Im gesamten Projektverlauf, von der Idee bis zum finalen Entwurf, arbeiten Studierende des Fachbereichs Produkt- und Objektdesign und des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik in kleinen Teams zusammen. Die Studierenden konnten im Zuge dessen in die Arbeitsrealität neuer Disziplinen eintauchen, im Austausch miteinander neue Perspektiven entdecken und über den eigenen Tellerrand hinausblicken.
Die transdisziplinäre Herangehensweise fördert nicht nur die gegenseitige Inspiration und den Wissensaustausch, sondern ermöglicht auch innovative Antworten auf Fragen zur Tischkultur.
EINBLICK
PRODUKT DESIGN
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INNOVATIVE TECHNIKEN
Wie können wir innovative Technologien und konzeptionelle Gestaltung in einen gemeinsamen Kontext zueinander setzen?
Die Gruppe INNOVATIVE setzte sich mit dieser Fragestellung auseinander und fokussierte sich auf den Einsatz moderner 3D-Druckverfahren, um Geschirr und Zubehör mit innovativer Funktionalität und filigranem Design zu entwickeln.
DER KERAMIK-3D-DRUCK – PRÄZISION MIT TON
Die zwei Produktdesign-Studenten Jia Xiang Qiang und Yu Yu arbeiteten dafür im 3D-Druck Labor an ihrer Geschirrkollektion. Sie bilden zusammen mit der Design Ingenieur Textil-Studentin Nicoletta Müllender ein Team.
Der Keramikdruck, mit dem Jia und Yu Deckel für Teller und Tasse produzieren, funktioniert ähnlich wie ein 3D-Drucker mit Kunststoff, verwendet jedoch Ton. Dieses Verfahren erlaubt es, keramische Produkte zu gestalten, die mit traditionellen Herstellungstechniken nicht möglich sind. Die 3D-gedruckten Deckel haben feine Gitterstrukturen, die sich zum Beispiel beim Gießverfahren von Hand nur schwer realisieren lassen würden.
Der Entwurf ist für die Anwendung in der Gastronomie oder zuhause gedacht: durch das Gitter können Speisen getrennt serviert werden – etwa ein paniertes Schnitzel, das oben knusprig bleibt, während Beilagen und Soßen darunter angerichtet werden.
Einblick Design
-Ingenieur Textil
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INKLUSIVES DESIGN
Wie kann durch Technologie und Design eine Tischwäsche geschaffen werden, die inklusives und gemeinschaftliches Speisen am Tisch fördert? Mit dieser Frage setzten sich Johanna Reichardt und Leon Böckling in ihrem Bachelorprojekt „Tabletop & Textile – Inklusive Tischwäsche für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen“ auseinander. Ziel ihres Projekts ist es, eine Tischwäsche-Kollektion zu entwickeln, die blinden und sehbeeinträchtigten Menschen Orientierung bietet und durch fühlbare Strukturen das gemeinsame Sitzen und Speisen am Tisch erleichtert.
UMSETZUNG
Um ein Leitsystem zu schaffen, arbeitete Johanna mit weißen Stickereien auf einer cremeweißen Tischdecke aus 100 % Baumwolle. Unterschiedliche Linien, Erhebungen und Strukturen gaben dabei Hinweise zur Platzierung von Geschirr, Besteck und Sitzplätzen. Die dezente Farbgestaltung der Tischdecke beruhigt das Setting visuell, während marineblaue Servietten durch ihren kräftigen Kontrast zusätzlich Orientierung schafften.
Die Herstellung erfolgte in den Werkstätten der Hochschule Niederrhein. Für die Tischdecke wurde eine Stickmaschine verwendet, die die verschiedenen Muster präzise auf das Material übertrug. Anschließend wurden
die bestickten Flächen sorgfältig zusammengenäht. Die Servietten entstanden auf einer Jacquard-Webmaschine, wobei die Bindungen und Strukturen des Stoffes zuvor digital programmiert worden waren.
Das Ergebnis ist eine Tischwäsche, die durch ihre fühlbaren Elemente eine inklusive Nutzung ermöglicht: Die bestickte Tischdecke bildet die Grundlage des Leitsystems, während die strukturierten Servietten die Formen von Tellern aufgreifen und sich durch ihre haptischen Details speziell an die Bedürfnisse sehbeeinträchtigter Menschen richten.